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Sekt im VIP-Business-Club auf Kosten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler?

Klaas Brümann • 7. Februar 2024

Offener Brief an Ratsherrn Christoph Baak

Co-Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Oldenburg,

Vertreter in der Gesellschafterversammlung der Stadionplanungsgesellschaft mbH und Mitglied im VfB Oldenburg


Aber Ihr Beitrag bestätigt ja genau das, was Ratsfrau Finke ansprach: Sponsoren und andere Unternehmer zahlen 2.800 Euro, um in der Hospitality eines Clubs Kunden zu akquirieren oder zu binden. Dies geschieht auch in anderen Vereinigungen und die Bürgerinitiative KeinStadionBau hat zu Business-Netzwerken keine Position. 


Sehr geehrter Herr Ratsherr Baak,


vielen Dank für Ihre Kontaktaufnahme über Instagram. Sie haben ein Video der parteilosen Ratsfrau Finke zu Netzwerken im Fußball kommentiert. Wir verstehen Frau Finkes Aussage zu Uwe Seeler jedoch so, dass sie sich auf ihre Zeit in Hamburg bezieht.


Damals war der gewerbliche Fußball noch kein knallhartes Milliardengeschäft und der HSV zahlte für das Volksparkstadion genauso selbst wie der VfB Oldenburg für die sogenannte „Hölle des Norden“.


Der HSV vermarktete noch keinen VIP-Bereich mit Preisen ab 2.800 Euro – wie Sie es aktuell beschreiben. Es ging nach unserer Interpretation von Frau Finkes Video eben nicht darum, ein Weltmeisterschafts-Stadion im Eigentum eines privaten Fußball-Gewerbes mit den Plänen für ein Drittliga-Stadion im Eigentum einer Kommune  zu vergleichen.


Wogegen KeinStadionBau ganz klar Position bezieht ist, dass ein solcher VIP-Bereich von den Steuerzahler*innen der Stadt Oldenburg finanziert werden soll, um es der VfB Oldenburg Fußball GmbH samt Fußballstadion, Büro, Fanshop und Hausrecht (DFB Durchführungsbestimmungen §19)  zu überlassen. In der privaten Marktwirtschaft bauen sich Gewerbe, die dort einen Gewinn erwirtschaften wollen, ihre Bühnen selbst und das würde Ludwig Erhard auch so sehen. 

Das Volksparkstadion gehört der HSV Fußball AG. Wenn Sie als Co-Vorsitzender der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Oldenburg sich dafür einsetzen würden, dass die VfB Oldenburg Fußball GmbH ihr Stadion, ihre Logen und ihre Hospitality selbst finanziert, dann wäre schon einer unserer vielen Kritikpunkte gelöst.


Allein die von den Steuerzahlenden finanzierten „Premium-Seats“ sollen der VfB Oldenburg Fußball GmbH jährlich 1,2 Millionen Euro einbringen. Laut der von der Stadionplanungsgesellschaft mbH beauftragten Unternehmensberatung des Sportbusiness soll nichts von diesen Einnahmen das Stadion-Defizit mindern, das auf Jahrzehnte von der Verwaltung unter Oberbürgermeister Krogmanns Nachfolger*innen abbezahlt werden muss.


Kritik des Nutzungs- und Betriebskonzept von CSIGHT

Wir gehen davon aus, dass Sie als Vertreter in der Gesellschafterversammlung der Weser-Ems-Hallen gut mit der Geschichte der Finanzierung und Nutzung der beiden EWE Arenen vertraut sind. Falls Sie jedoch, wie Oberbürgermeister Krogmann einwenden wollen: „Wenn die Stadt die EWE Arena an ein Profisport-Unternehmen vermieten darf, warum soll das bei dem Drittliga-Fußballstadion nicht klappen?", dann verweisen wir hier auf unseren Blog.

Ein Stadtstaat wie Hamburg, mit einem Bruttoinlandsprodukt von 144 Milliarden Euro (2022) hat logischerweise rund 15 mal mehr Mittel als eine kleine Großstadt wie Oldenburg, mit einem BIP von nur 8,6 Milliarden. Aber da Sie nun die Hospitality in einem privatwirtschaftlich finanzierten Weltmeisterschafts-Stadion als Rechtfertigung für die in Oldenburg von der öffentlichen Hand geplanten ins Spiel gebracht haben, möchten wir auch die Finanzierung vergleichen. Weil die HSV Fußball AG den Umbau 2024 nicht allein stemmen kann, erwirbt der Stadtstaat Hamburg das Stadiongrundstück, nicht das Stadion selbst, für 23,5 Mio Euro, was vom Bund der Steuerzahler ausführlich kritisiert wurde. Angepasst an das lokale BIP entspricht das in Oldenburg 1,5 Mio Euro - was aktuell einem 30% Zuschuss für den Neubau einer Sporthalle entsprechen dürfte. Da es hier um Hamburgs Bewerbung zur Europameisterschaft geht, ist der Vergleich zu einem Drittliga-Stadion im dünn besiedelten Nordwesten so wie so müßig. 


Kritik des Nutzungs- und Betriebskonzepts von CSIGHT.

Sport in der Stadt Oldenburg

Die Vereine des Breitensports der Stadt Oldenburg zählen etwa 42.000 Mitglieder. Diesen Vereinen fehlt es an Mitteln für Bauten, Renovierungen und Trainer. Für Baumaßnahmen ihrer Sportstätten können die Vereine bis zu 30% Zuschuss von der Stadt Oldenburg beantragen. Für die Maßnahme selbst tragen OTB, BTB, TuS Eversten und Co eigenständig das volle Risiko. 


Sie sind eins von 1.200 Mitgliedern des VfB Oldenburg. Als Ratsmitglied ziehen Sie in Erwägung, der VfB Oldenburg Fußball GmbH deren Spielstätte für Bezahlfußball von den  Steuerzahlenden voll finanzieren zu lassen. Was glauben Sie, welchen Eindruck das auf die weiteren 41.000 Mitglieder der anderen Vereine macht? Was meinen Sie, denken die Eltern der vielen jungen Menschen, die Beiträge in Sportvereinen zahlen? 


Wir würden uns wünschen,

dass die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Oldenburg sich einsetzt:


  • für eine Gleichbehandlung der Sportvereine in Oldenburg,
  • dass die Spielstätte der VfB Oldenburg Fußball GmbH analog zu den Richtlinien der Sportförderung behandelt wird,
  • dass, sofern an dem bisherigen Vorhaben festgehalten werden sollte, die Mittel, die die Stadt Oldenburg für ein drittligataugliches Fußballstadion einzusetzen plant, bei der Wettbewerbsaufsicht der Europäischen Kommission notifiziert werden, bevor eine Abstimmung zum Stadion stattfindet.


Sofern sich der Rat, trotz vielerlei Bedenken, für eine Finanzierung aussprechen sollte, dürfte  das jährliche, von der Stadt auszugleichende, Defizit des Drittliga-Stadions zwei Millionen Euro überschreiten. Daher kann nur ein Notifizierungsverfahren, wie in Chemnitz, Erfurt et al,  die Nutzung des Stadions und die Zukunft der VfB Oldenburg Fußball GmbH absichern. Es geht hier nur um ein halbes Jahr Verzögerung, was in einem guten Verhältnis zu den Jahrzehnten höherer, finanzieller Sicherheit steht. Mit einem realistischen Nutzungs- und Betriebskonzept werden Sportinfrastrukturmaßnahmen normalerweise freigestellt. Falls die Europäische Kommission wider Erwarten Bedenken anmelden sollte, ist es besser, das Stadionkonzept anzupassen, bevor weitere Steuergelder ausgegeben werden. Daher sollte das Notifizierungsverfahren vor der nächsten Abstimmung über das Drittliga-Stadion abgeschlossen sein.

Der Sprecherrat der Bürgerinitiative KeinStadionBau bittet Sie erneut um ein persönliches Gespräch.


Mit freundlichen Grüßen

Ihre Bürgerinitiative KeinStadionBau

Der Sprecherrat 


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