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Das historische Stadion in Donnerschwee – ‚Die Hölle des Nordens‘?

Andreas Hohls • 24. November 2023

Überzogene Glorifizierung des 1949 neu eröffneten Stadions

oder schwermütige Erinnerung an einen "Fußballtempel" mit 2. Liga-Historie?

Viel besungen ist es ohne Frage, das historische Stadion in Donnerschwee. Besonders seit eine kleine Gruppe von Fußballenthusiasten - allen voran Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) - es sich zum Ziel gesetzt hat, die Stadt so ein Stadion zu immensen Kosten bauen zu lassen - zum reinen Nutznieß der VfB 1. Mannschaft, und nur für die.

Da stellt sich die Frage, wie steht es denn mit der Geschichte um dieses Stadion, wenn man die direkte Nachkriegszeit einmal hinter sich lässt und auf das ausgehende vorige Jahrhundert schaut? Auf dem Rasen präsentierten sich die Granden der Spielzeit 1979/80 mit Bernhard Kulla, Rudi Hagen, Michael Kalkbrenner und Harald Witt recht erfolgreich. Sie und ihre übrigen Mannschaftskollegen waren wer in Oldenburg.

Am Stadion war auch die Geschäftsführung untergebracht und die Schwester Anna des damaligen Präsidenten Paul Boschen schmiss die Verwaltung auf unnachahmliche, liebreizende Weise. Böse Stimmen sollen gern frotzelnd Wilhelm Busch zitiert haben: “Wer Sorgen hat, hat auch Likör.“ Tja, da gab es sie wirklich noch, die damals oft bemühte Formel: ‚Familie VfB‘.

Von 1983 bis 1986 leitete Maschall-Möbel-Manager Gerold Schellstede als allseits beliebter Präsident den Verein, wie eben einen finanziell gesunden Korpus. Den 300.000 DM Schulden stand ein Immobilienvermögen von 2.8 Millionen DM in Donnerschwee gegenüber.

Auf der entscheidenden Jahreshauptversammlung trat dann 1987 der rheinische Unternehmer Klaus Berster auf den Plan und rügte diese Schulden: Man müsse den Verein einmal wie ein Unternehmen führen und er könne das. So die markige Wahlrede, mit der er unter Wolfgang Sidka zum Vizepräsidenten emporstieg. Und damit ging’s bergab, wenn auch zunächst sportlich hinauf. 1990/91 der Aufstieg in die 2. Bundesliga und der Fußballtempel in Donnerschwee an der Wehdestraße bebte. Allerdings wurde schon 1991 Donnerschwee verlassen, um ins Marschwegstadion als moderne Spielstätte umzuziehen.

Die weiteren Stationen sind bekannt. Ende 1992 Aufstiegsrunde zur 1. Bundesliga, aber Aufstieg verpasst. Mit diesen Kraftanstrengungen, was die Verpflichtung von Manager Rudi Assauer anbetraf oder von Ex-Nationalspielern, verhob sich der VfB Fußball finanziell gewaltig, so dass der gesamte Verein in die Gefahr der Insolvenz rutschte. Ein Profikicker pfändete mit seinem Anwalt in das Konto einer anderen Abteilung. Sportlicher Anstand? Pustekuchen!

Ob sich vor diesem Hintergrund die Stadt traut, auf die unter Umständen vertraglich zugesagten Stadionpachtraten in voller Höhe zu vertrauen?
Wenn das Stadion erst einmal steht, s
ind Worte von gestern nur Schall & Rauch.

Personell tauchte sodann in vier Amtszeiten von 1994 bis 2020 immer wieder auch der Name Klaus Berster auf, der schlussendlich sogar zum Ehrenpräsident gekürt wurde, obwohl er über Jahre mit seiner VfB Fußball 1. Mannschaft nur "Geld verbrannt" hatte.

Die 300.000DM Schulden von 1984 waren sodann zu Eurozeiten und den Ligaabenteuern sprichwörtliche ‚Peanuts‘ geworden und die Liegenschaft in Donnerschwee im seinerzeitigen Wert von 2.8 Millionen DM längst durchgebracht.

Das aber hinderte Fußballfreund Krogmann nicht, Klaus Berster im Jahr 2023 sogar das große Stadtsiegel zu verleihen. In Großbritannien nennt man so etwas einen ‚Old Boys Act‘. Auf Deutsch ist man da mit ‚Kungelei‘ weniger höflich.

Und - ist es nun die Hölle des Nordens gewesen?

Zu bestimmten Zeiten historisch ganz sicher, Donnerschwee hatte einen Ruf. Es waren eben mit Steindor, Darsow und all den anderen tolle Zeiten für Fußballfans. In dem Moment aber, als der Größenwahn das Heft des Handelns in die Hand nahm, war es immer nur Geld verjubeln, zu Lasten anderer Sportarten oder der Stadtkasse. Oldenburg hatte einmal ein reines Fußballstadion, das durch Größenwahn verloren ging – Prof. Dr. Jürgen Schwark wies nach, dass Oldenburg für so etwas das finanzielle Umfeld fehlt, für drei Hauptdarsteller. So etwas sollte man sich zum Vorbild nehmen, wie man es n i c h t machen sollte. Und schon gar nicht an der Mastrichter Straße und rein zu Lasten der Steuerzahler.

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