Was ist der designierte Stadionmanager Stefan Orth denn nun wirklich?

Klaas Brümann • 24. Januar 2025

Wem die Oldenburger Stadiongesellschaft ein Multi-Millionen-Projekt zutraut

Hat die Personalberatung „Sportheads" die Bewerberlage überhaupt gewissenhaft geprüft?

Wir sind ziemlich irritiert über eine merkwürdige Personalentscheidung in Oldenburg. Die Stadt hat zum Jahresbeginn mit Stefan Orth einen neuen Geschäftsführer für die Stadionplanungsgesellschaft präsentiert, was dem VfB-Medienpartner, der Nordwest-Zeitung (NWZ), einen halbseitigen Jubelartikel wert war. Dass die Entscheidung auf Stefan Orth fiel, ist erstaunlich und schwer nachvollziehbar, denn wesentliche Anforderungen der Stellenausschreibung sind augenscheinlich nicht erfüllt. Zum Anforderungsprofil gehörte unter anderem ein abgeschlossenes Studium im Bereich Betriebswirtschaftslehre, Facility Management, Event Management oder in einem vergleichbaren Fachgebiet. Orth ist nach eigenen Angaben gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann.


In seinem öffentlich zugänglichen Profil behauptete Orth am 17. Januar noch für Roland Berger tätig zu sein. AlphaSights und das COLIFT-Netzwerk erwähnte er nicht.
Aus Stefan Orths öffentlichem LinkedIn Profil am 20. Janaur 2025

Auf Orths öffentlichem Profil im Business-Netzwerk LinkedIn fand sich der Eintrag, dass er seit Juli 2021 für die renommierte Münchner Unternehmensberatung Roland Berger tätig ist. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass Orth dort nicht bekannt war. Offenbar intervenierten die Bayern sofort. Jedenfalls war einige Tage später der entsprechende Eintrag verschwunden. Orth bestätigte Ende Januar dann gegenüber der Nordwest Zeitung (NWZ), dass er bei Roland Berger nicht gelistet ist.  Ab 20. Januar behauptete er stattdessen, über die britische Beraterplattform „AlphaSights plc" für Roland Berger tätig gewesen zu sein. Am 22. Januar 2025 erklärte „AlphaSights" dazu auf entsprechende Anfrage: „Wir können bestätigen, dass Herr Orth kein Mitarbeiter von AlphaSights war und er den vorherigen Verweis auf AlphaSights inzwischen aus seinem LinkedIn-Profil entfernt hat.


Die von Marc Mayer-Vorfelder, dem Sohn des ehemaligen DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder, gegründete Unternehmensberatung des Sportbusiness war beauftragt worden, einen Geschäftsführer für die Stadion Oldenburg GmbH zu finden. „Sportheads“ hat angeblich 27 Bewerber geprüft, wobei drei in die engere Wahl kamen. Das wirft die Frage auf, wer verantwortlich war für eine gewissenhafte Prüfung der Referenzen des designierten Geschäftsführers. 


Am 20. Januar veröffentlichte Orth, er sei seit Jahren bei den Unternehmensberatungen AlphaSights und COLIFT tätig - dort unter anderem für Roland Berger.

Es geht immerhin um einen Posten mit einem „marktgerechten Vergütungspaket" - also einem mutmaßlich sechsstelligen Jahresgehalt. Zur Einordnung: Der Geschäftsführer des Stadions „Am Bieberer Berg“, der Mitglieder der Oldenburger Stadiongesellschaft und Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) auf deren dreitägiger Stadionbereisung durch ganz Deutschland im September 2024 in Offenbach empfing, erhielt schon im Jahr 2022 rund 135.000 Euro. (Beteiligungsbericht 2022, S303)



Ab dem 22. Januar 2025 verschwand AlphaSights dann schon wieder aus Orths öffentlichem Profil.


Schmücken mit fremden Federn“

Bei unserer Recherche in öffentlich zugänglichen Quellen fanden wir, dass Stefan Orth als Erbe des von seiner Mutter gegründeten Mietwäscheunternehmens den Jugendmannschaften des FC St. Pauli kostenfreie Sportkleidung zur Verfügung gestellt hat. Im Mai 2010 ist Orth dann ehrenamtlicher Präsident des FC St. Paul geworden, wurde aber 2014 nicht wieder nominiert. Für die Geschäfte beim FC St. Pauli war von 2005 bis 2015 der gebürtige Oldenburger Michael Meeske verantwortlich. Er gilt im Fußballgeschäft als Ausnahmetalent und ist seit 2018 Geschäftsführer des VfL Wolfsburg. Mit der unter Meeske bei St. Pauli erzielten positiven betriebswirtschaftlichen Entwicklung und dem dortigen Stadionneubau schmückten sich jedoch gerne andere - offenbar auch Stefan Orth. Orths Nachfolger, Oke Göttlich, sagte 2015 laut St.-Pauli-News zu Meeskes Abschied: „Mit Michael Meeske verlieren wir den Baumeister des FC St. Pauli der letzten zehn Jahre. Stadionbau, Anleihe, finanzielle Konsolidierung werden in seinem braun-weißen Stammbuch stehen. Ein Jahrzehnt, in dem sich viele andere dafür haben feiern lassen und sich in die Öffentlichkeit gestellt haben. Für die großartige Arbeit für den Verein ist aber vor allem ihm zu danken.

Nie irgendwo lange ausgehalten

Internetsuche vom 23. Januar 2025

Dass Stefan Orth beruflich nicht lange an einem Ort bleibt, hätte bei „Sportheads" alle Alarmglocken schrillen lassen müssen. Nachdem er das Mietwäscheunternehmen seiner verstorbenen Mutter in „Basisorth“ fusioniert hatte, verließ er es, kurz bevor die Firma am 1. Oktober 2019 Insolvenz in Eigenverwaltung anmeldete.


Im November 2019 startete Orth bei einem Textil-Management Unternehmen aus Hessen, wo er laut seinem öffentlich einsehbaren LinkedIn-Eintrag auch nur 20 Monate blieb. Im September 2021 folgte eine andere Mietwäschefirma, wo man sich ebenfalls alsbald entschied, zum November 2022 wieder getrennte Wege zu gehen. Nach vier Zyklen „Wäsche“ gab es eine komplette Veränderung: Im Jahr 2023 war Stefan Orth als Geschäftsführer der „Kur- und Tourismus GmbH Zingst" bestellt. Die Ostseezeitung berichtete am 27. September2023 zu seinem doch wohl überraschenden Weggang, dass der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Mathias Barth, Orth keine Steine in den Weg legen wolle. Im Januar 2024 wurde er schließlich Geschäftsführer der JOHO Capital GmbH in Rostock: Ende des Jahres war auch das schon wieder vorbei. Offenbar reichte  da die Zeit nicht einmal, um ihn - wie erforderlich - als Geschäftsführer der „JOHO Capital GmbH" ins Handelsregister einzutragen.


Offenbar mangelhaftes Auswahlverfahren

Wir zweifeln an einem korrekten Auswahlverfahren. Wir halten die von „Sportheads" erbrachte Beratungsleistung für beanstandungswürdig und erwarten, dass die Stadt Oldenburg das auch tut. Die Kosten für die Vermittlung sind nur der Stadiongesellschaft bekannt. Selbst die Ratsmitglieder werden darüber nicht informiert. Für spezialisierte Personalberatungen sind drei Monatsgehälter eine durchaus übliche Forderung, also geschätzt zwischen 22.500 und 36.000 Euro. Zum Vergleich: eine Erzieherin oder ein Erzieher verdienen zwischen 38.241 und 41.760 Euro im Jahr. Die Stadt wird mit der Information auch nicht rausrücken, zumal die Stadiongesellschaft ein zusätzliches Instrument für Intransparenz ist.


Wir hoffen, dass für die Geschäftsführung der Stadion Oldenburg GmbH eine gut ausgebildete und erfahrene Person gefunden wird, der es gelingt, die Planungen in einwandfreie Bahnen zu lenken, die Kosten und Unwägbarkeiten zu reduzieren oder Oberbürgermeister Krogmanns ,Fußballtempel‘ besser gleich ganz zu stoppen.“ Mit guten Kontakten, etwas Fantasie im Aufhübschen der Berufserfahrung und seinem gewinnenden Auftritt wird Stefan Orth sicher bald einen anderen Geschäftsführerposten finden.


Ergebniss einer öffentlichen Suche zu Stefan Orth.

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