Sicher keine Überraschung, wenn bei diesem Text sofort faschistisch besetzte Gesänge in den Kopf kommen. Zu einer Melodie, die mit anderem Text unsere Nationalhymne ausmacht.
Aber was bedeutet denn „faschistisch“ überhaupt und ist die Begrifflichkeit zulässig oder ist sie übergriffig?
„Kult von Einheit, Stärke, Reinheit“ definiert der Duden und alle anderen Loyalitäten, alle anderen Werte von Bedeutung übersteigend und diese damit bedeutungslos werden lassen. Und schon sind wir wieder voll in der Spur, wenn wir die heimischen Vorgänge betrachten und werten, wie sie sich um die Sportart Fußball in Deutschland und dem Nordwesten ganz besonders anschaulich derzeit in Oldenburg dokumentieren.
Zwei auf das Wesentliche reduzierte Beispiele:
Vor der Grundsatzabstimmung, ob Oldenburg über 68 Millionen Euro und mehr ausgeben möchte, um dem Bezahlfußball, also einem Unternehmen, einer GmbH, ein komplett von Steuern finanziertes Stadion zu bauen, ohne dass der alleinige Hauptnutzer, die VfB Fußball GmbH, auch nur einen Cent dazu gibt, erklärten schon über 7.600 Petitionszeichner öffentlich ihre Ablehnung. Damit waren in wenigen Wochen deutlich mehr Gegner manifestiert, als es die „VfB Erste“ schafft, überhaupt Interessierte ins Stadion zu locken. Diese eindeutige Willenserklärung wurde schlicht ignoriert, die Glaubwürdigkeit dreist bezweifelt.
Andere Sportarten und –vereine erhalten als lupenreine Amateure gemäß den Richtlinien max. 30 Prozent der Baukosten als Zuschuss von der Stadt. Schon durch diese Ungleichbehandlung eine klare Geringschätzung des Breitensports gegenüber den Bezahlkickern.
Um der Umsetzung des genannten Beschlusses peinliche Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, wurde die Realisierung flugs einem als GmbH neu gegründeten Eigenbetrieb der Stadt übergeben. Lästige Fragen werden seitdem mit dem Hinweis auf Betriebsgeheimnisse nicht beantwortet. Weder Einwohner erhalten Antworten in Fragestunden, noch bekommen gewählte Volksvertreter öffentlich im Rat Auskünfte. Es wurde zwar in Aussicht gestellt, der Stadtrat werde regelmäßig informiert, jedoch offenbar nur dann und nur über das, was die Planungs- bzw. Realisierungs-GmbH rauslassen möchte.
Erkennen Sie auch hier Ähnlichkeiten? Wie sagte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) schon sehr früh und sehr selbstherrlich: „Wir planen ohne Rücksicht auf die Ligenzugehörigkeit und den Tabellenstand.“ Abgehobener geht es kaum. Ist ja auch nur unser Steuergeld, das angesichts der Menge den gesamten Haushalt der Stadt gefährden kann. Nicht nur, wenn etwa Galeria doch noch abtrudelt oder beim Klinikum etwas schiefgeht und dort die Bürgschaft über 155 Millionen Euro eingefordert wird.
Aber wir waren ja eigentlich beim Übersteigen aller Loyalitäten, ein für faschistische Tendenzen wesentliches Element.
Der Oberbürgermeister veranstaltet im September 2024 eine Besichtigungsfahrt mit dem Bus nach Offenbach, Regensburg und Chemnitz. Den Mitreisenden soll ein Einblick ermöglicht werden, ob mittelgroße Stadien in mittelgroßen Städten auch für Oldenburg Perspektiven eröffneten. Die wesentlichste Perspektive allerdings wird wohl unter dem Deckel bleiben. Alle Stadien wurden in den vergangenen zehn bis 15 Jahren gebaut oder umgebaut. Danach trudelten alle Ankermieter mit oder in diesen Stadien mindestens einmal in die Insolvenz. Was folgt ist ein Stadion ohne solventen Ankermieter als Investitionsruine ohne Betrieb.
Kritiker nimmt der OB gar nicht erst mit. Sei es die Bürgerinitiative KEIN StadionBau, die allein mindestens die aktuell mehr als 7.600 Ablehner vertritt, oder aber Ratsmitglieder, die nicht für den Neubau sind. Sie müssen zu Hause bleiben. „Nurfür Mitglieder der Realisierungsgesellschaft“ heißt es aus dem Büro des Oberbürgermeisters. Ach nee, drei Mitglieder der VfB Oldenburg GmbH sind auch dabei.
Das Nutzungs- und Betriebskonzept verlangt zur Zulassung durch die EU übrigens mindestens 20 Prozent „andere Nutzung“. Diese anderen Nutzer, immerhin ein Fünftel, sollten ganz dringend dabei sein, um die Nutzbarkeit der besichtigten Bauten für ihren Sport abklopfen zu können. Aber vertan! Nicht eine einzige Vertretung dieser grossen Gruppe ist mit dabei… „Fußball, Fußball über a a a - h a a - l e s….“
Bedauerlich, dass die an sich positive und auch beliebte Sportart, damit in solch einen höchst bedenkliche Ecke gedrängt wird. Völlig abgehoben und in einer eigenen Blase der Selbstherrlichkeit und Ignoranz anderer Interessen und Ansprüche. Solch ein Machtgehabe und die Unterdrückung anderer, berechtigter Ansprüche teilt die Gesellschaft und richtet Schaden an. Was nicht nötig wäre, wenn ein wenig Klugheit Einzug hielte.