Das Problem von Ursache und Wirkung ...
... oder wer im Netz niedergemacht wird, ist doch selber schuld.
Zugegeben, der Witz ist alt: Hannes steht mit Unschuldsmiene vor der zersplitterten Fensterscheibe und sagt: „Ich war das nicht, das war der hier!“ Dabei zeigt er auf den Fußball, den er noch unterm Arm trägt.
Einfach mal fertig machen
Und was die Woche dem Initiator der Online-Petition gegen den Stadionbau widerfuhr, der beruflich bei der EWE Netz GmbH tätig ist, spielt auf dem gleichen unterirdischen Niveau. In einem Forum von Oldenburger Fußball-Fans droht einer, der sich selbst als „VfB-Wahnsinniger" bezeichnet, er wisse schon, was er mit dem Typen machen würde und er hoffe, die EWE werde den "…Kerl an die frische Luft setzen..." und ein anderer wünscht sich, dass er „... (auch wenn es Sonntag ist) nen Rüffel von seinem Arbeitgeber bekommen" habe.
Da soll also ein Mensch beruflich und ökonomisch fertig gemacht werden, weil er gegen den Neubau eines Stadions für den Profi-Fußball mit Steuergeld ist und deshalb ein legitimes Mittel der direkten Demokratie initiiert hat?
Hasstiraden im Netz
Jens W. hat seine kurz zuvor gestartete Petition geschlossen und seine Accounts auf den sozialen Plattformen gelöscht, nachdem ein widerlicher Shitstorm über ihn hereingebrochen war. Vor allem als der Artikel von Thomas Husmann am Sonntagmittag online stand, in dem er als Initiator der Petition mit vollem Namen und seiner beruflichen Position sowie seiner Verbindung zu den EWE-Baskets genannt wird. Wohlgemerkt, Jens W. hat die Petition gegen den Stadionbau als Privatperson gestartet, was er gegenüber der NWZ ausdrücklich betonte.
Außerdem fehlt jeglicher Nachweis zu wilden Spekulationen, die Aktion habe etwas mit der Mannschaft der anderen, in Oldenburg sehr populären Sportart zu tun. Trotzdem waren sie Thomas Husmann breite Erwähnung wert, was im Fußball-Fan-Forum sehr schnell wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde.
Stimmen eigentlich die Fakten?
Auch mit der „Faktenkontrolle“ ist es augenscheinlich wohl nicht weit her, obwohl der Autor sich verpflichtet fühlt, „…Behauptungen… (die) ... in sozialen Netzwerken, in Mails oder anderweitig an uns herangetragen werden ...“, zu überprüfen, wie er in seiner Kolumne schreibt. Die EWE Netz GmbH ist mit hoheitsrechtlichen Aufgaben betraut und hat kein Endkundengeschäft. Sie kümmert sich unter anderem um die erforderliche Infrastruktur, über die Energieproduzenten dann Strom oder Gas an Haushalte, Betriebe und Industrie liefern. Ein Drittel gehört der „Kommunalen Netzbeteiligung Nordwest GmbH & Co KG” der Kommunen in der Region. Insofern ist es zumindest irreführend, wenn es im Artikel über die Petition heißt, sie „...wurde vom EWE-Netz Pressesprecher initiiert… " und mit der Formulierung
„Die EWE ist Hauptsponsor der Baskets” unterschwellig eine direkte Verbindung angedeutet wird. Die EWE Netz GmbH ist kein Sponsor.
„Brandstifter" als Opfer?
Wer jetzt meint, Thomas Husmann vermisst die Spielregeln menschlichen Miteinanders im geschilderten Fall des angegriffenen EWE-Mitarbeiters, irrt vermutlich. Kann es sein, dass es ihm eigentlich mehr um sich selbst geht? Im Internet werde gepöbelt, gedroht, da würden andere Menschen diskreditiert, die Äußerungen seien herablassend, persönlich beleidigend, heißt es in seiner Kolumne und: „Als Journalist hat man sich mittlerweile daran gewöhnt."
Die Gewöhnung scheint manchmal den Blick zu verstellen. Wer hat denn in Sachen Anti-Stadion-Petition den Shitstorm im Netz überhaupt erst entfacht? Und zwar nicht nur mit dem Online-Text vom 4. Februar bzw. der Titelstory am Folgetag. Nein, bereits seit Monaten durch eine hochgradig tendenziöse Berichterstattung, wobei aktuell schon allein die Aufmacher-Überschrift alle Zutaten dazu lieferte:
Online-Petition unterschreiben!
Die Petition hat - auch ohne journalistische Unterstützung durch den VfB-Medienpartner NWZ - schon die 2.500-Marke durchbrochen und damit haben bereits deutlich mehr Menschen gegen den Stadionbau unterschrieben, als der VfB Oldenburg wahrscheinlich organisierte Fans aufbieten kann. Zur Klarstellung: Weder der Initiator der gestoppten, noch der der aktuellen Online-Petition ist Mitglied in der Initiative KEIN StadionBau, noch waren ihre Aktionen in irgendeiner Weise mit uns abgestimmt
Anmerkung:
Wir haben uns jetzt entschieden, den Namen des Initiators der Online-Petition hier nicht mehr zu nennen. Zumal nach der Veröffentlichung dieses Textes Überlegungen im erwähnten VfB-Fan-Forum angestellt werden, "...wo die ganzen Unterzeichner so wohnen...".