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Weshalb Saarbrücken mit seinem neuen Ludwigsparkstadion nicht wirklich glücklich wird

Klaas Brümann • 26. Februar 2024

8, 16, 38, 46, 50? Ziehung der Lottozahlen?

Nein - aktuelle Kostensteigerungen bei städtischen Fußballstadien

Saar-Seb, ©CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Für den Neubau des Ludwigsparkstadions in Saarbrücken waren mal Baukosten von 16 Millionen Euro eingeplant. Laut der ursprünglichen Meldung der Beihilfe an die EU-Wettbewerbsaufsicht sollte der Stadionneubau mit 14,5 Millionen Euro vom Land bezuschusst werden. 

Wegen der Kostenexplosion auf rasch 38 Millionen Euro forderte der Saarländische Finanzminister von der Stadt Saarbrücken ein tragfähiges Vermarktungskonzept. Im Jahr 2020 waren dann die Kosten auf 46,5 Millionen Euro gestiegen - damit knapp unter die Grenze von 50 Millionen, die eine aufwändigere Notifizierung bei der EU-Wettbewerbsaufsicht erfordert.

Darüber hinaus stand 2020 sogar die Baufertigstellung in Frage: Sollte der 1. FC Saarbrücken in der Saison 2020/21 in die 3. Fußball-Liga aufsteigen, hätte der Club ohne geeignetes Stadion dagestanden. Im Saarland gab es keine Spielstätte, die den Anforderungen der Liga genügte. Ein Ausweichen ins nahe Frankreich verbieten die strikten Regeln des Deutschen Fußballbundes (DFB). Obwohl es im europäischen Binnenmarkt eigentlich nicht zulässig ist, dass ein „Unternehmerverband“ -  wie der DFB - das Anmieten einer Infrastruktur im Nachbarland untersagt.



AnRo0002, CC0, via Wikimedia Commons

Der gewerbliche Fußball hat auch in Saarbrücken Hausrecht plus Vorrecht - so wie der DFB es verlangt. Eigentlich wollen die Berufsfußballer in den zwei Wochen zwischen ihren Heimspielen ihre Sportsachen im Stadion lassen - wenn aber die lokalen American Footballer in der Zwischenzeit dort spielen, müssen die Räumlichkeiten, Kioske etc. ausgeräumt werden, was viel böses Blut verursacht. Wenn beide Varianten des Fußballs an einem Wochenende ein Heimspiel haben, muss der GFL Football zeitlich nach dem Fußball spielen. Wenn auf dem Rasen die 10-Yard-Linien noch durchscheinen, erteilt der DFB eine Abmahnung wegen angeblich beeinträchtigter TV-Bilder. Sich das Stadion zu teilen, klingt einfach. Aber weil DFB und DFL ihren strikten Spielplan erst sehr spät herausgeben, funktioniert es das in der Praxis schlecht.

Der Neubau des Ludwigsparkstadions war extrem teuer. Eigentlich sollte der 1. FC Saarbrücken als Ankermieter ein Entgelt von 235.000 Euro zahlen. Letztendlich einigten sich Stadt und 1. FC auf ein von den Ticketerlösen abhängige Nutzungsgebühr von 20 Prozent der Eintrittsgelder. Das Drumherum wie Catering, Logenvermietung usw. organisiert der 1. FC in Eigenregie und zahlt der Stadt eine Vergütung, die sich anteilig an den Erlösen bemisst.

Besser Breitensport statt Berufsfußball

Eine ähnlich hohes Nutzungsgebühr wie beim Fußball, forderte die Stadt auch vom American Football. Die weigerten sich, denn die Saarland Hurricanes bekommen keine Lizenzgelder vom Fernsehen.


Da ohne eine Zweitnutzung des teuren Stadions durch die Amateure des American Football die Zuschüsse für das Ludwigsparkstadion allein dem gewerblichen Fußball angerechnet würden, müsste der 1. FC dann gegebenenfalls den wirtschaftlichen Vorteil zurückzahlen. Er wäre damit wahrscheinlich pleite und der Ankermieter damit verloren.

Die Stadt Saarbrücken entgegnet den Footballern der Saarland Hurricanes gern, dass sie dann einen anderen Sport in das Stadion holen würde. Es gibt aber gar keine andere Sportart in Saarbrücken, die sich die teuren Nutzungsgebühren des Drittliga-Stadions leisten könnte und entsprechend erpressbar ist die Stadtverwaltung geworden. So wird es auch in Oldenburg sein, sollte das Stadion tatsächlich gebaut werden.



Bitte die Petition ✍️ https://www.change.org/p/oldenburg-braucht-kein-neues-stadion  unterstützen. 


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