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Zur Stellungnahme von "Die Linke" zur gutachterlichen Äußerung zum Stadion

SRBI • 26. Mai 2023

Wie ein Oldenburger Linken-Politiker versucht, die wissenschaftliche Expertise von Prof. Dr. Jürgen Schwark madig zu machen.


Nachdem ein renommierter Wissenschaftler die Argumentation der Stadionbefürworter inhaltlich und formal auf ihre Stimmigkeit hin überprüft hat, ist es eng geworden, den geplanten Neubau tatsächlich im Herbst im Rat durchzusetzen. Es sprechen viel zu viele Punkte dagegen. Ratsherr Hans-Henning Adler von der Fraktion “DieLinke”, als glühender Fußballfan, versucht deshalb, Zweifel an der Qualität der gutachterliche Äußerung von Prof. Dr. Jürgen Schwark zum Stadionneubau zu säen. Ein entsprechendes Schreiben hat er an die anderen Fraktionen des Rates verschickt. Adler stellt darin auch grundsätzlich die fachliche Expertise des anerkannten Sportsoziologen infrage. 


Im Einzelnen kritisiert der Linken-Politiker: 

"So werden auf S. 5f. zwei Beispiele für ausufernde Baukosten genannt, nämlich Karlsruhe und Saarbrücken, es wird aber gar nicht untersucht, ob es auch Städte gibt, bei denen der Stadionneubau im prognostizierten Kostenrahmen geblieben ist. Dann werden auf S. 6 als Beleg für die angeblich zu hoch berechnete Zahl der Business Seats die Beispiele Lübeck und Krefeld genannt, die mit weniger teuren Plätzen geplant wurden. Ob es auch Gegenbeispiele gibt, erfährt man nicht."

Ratsherr Adler ist jetzt selbst Mitglied der Gesellschafterversammlung in der neu gegründeten Stadionplanungsgesellschaft mbH. Wenn er die Unterlagen schon gelesen hat, muss ihm rasch klar geworden sein, dass die Kosten für die Stadt Oldenburg deutlich über den in den Wirtschaftlichkeitsberechnungen genannten liegen werden. Das hatte auch schon der Bund der Steuerzahler errechnet. Erschreckend ist eigentlich nur, dass ein gewählter Vertreter und Jurist die wirtschaftliche Realität nicht wahrnimmt oder wahrnehmen will. Gegenbeispiele kann Herr Adler auch nicht benennen.


Was die explodierenden Baukosten für Oberbürgermeister Krogmanns Drittligastadion angeht, wissen wir jetzt schon, dass unter anderem folgende Kostenpunkte in der genannten Summe gar nicht enthalten sind:


  • Der Wert der gesamten Fläche, die 2017 als “VIP-Parkplatz” für das Stadion ausgewiesen wurde (ca. 30.000 m²). Die Kosten der bereits erfolgten Sanierung des Untergrunds und die noch erforderliche Entfernung des bereits gelegten Asphalts zur Nachverdichtung des Bodens.
  • Der Wert der Stadionfläche (ca. 45.000 m²). Die Kosten der Sanierung des Bodens und falls erforderlich, der Versiegelung dieser Fläche.
  • Die Kosten der vom Oberbürgermeister suggerierten Klimaneutralität, (bzw der Externalitäten ohne Klimaneutralität) 
  • Die Kosten der auf vielen Abbildungen gezeigten Photovoltaik-Module.
  • a.v.a.m.…


Ratsherr Adler schreibt weiter:

"Der Aufsatz zeichnet sich im Übrigen dadurch aus, dass Behauptungen aufgestellt werde[n], für die kein Beweis geliefert wird: So habe Oldenburg angeblich kein wirtschaftliches Potential zur Förderung des Profisports."

Da hat der Ratsherr ein tatsächliches Problem entdeckt: Sport-Mäzene, die es nicht gibt, kann auch niemand benennen. Unstrittig ist, dass die VfB Oldenburg Fußball GmbH nicht die finanziellen Mittel hat, um Spieler der erforderlichen “Qualität” einzuwerben, die einen dauerhaften Verbleib in einer Liga des Berufsfußballs sicherstellen könnten. Auch als Jurist sollte Adler klar sein, dass es bei den Befürwortern eines Stadionbaus liegt, nachzuweisen, dass es die privaten Förderer für die Berufsfußballmannschaft der VfB…GmbH gibt. Die Namen und Zahlen müssen jene aufzeigen, die die Oldenburger Steuerzahler*innen mit dem Neubau eines Drittliga-Stadion belasten möchten.


Weiterhin kritisiert Ratsherr Adler:

"Dann heißt es auf S. 7 einfach, dass zusätzliche Kaufkraft durch den Neubau des Stadions nicht entstehen könne, es werde hierfür nur Verlagerungen geben. Hier wird nicht einmal ein Beispiel für diese unbewiesene Behauptung aufgestellt."

Hans-Henning Adler ist Rechtsanwalt im Hauptberuf und Defizite im Verständnis wirtschaftlicher Zusammenhänge sollte man ihm nicht vorwerfen. Genau diese zu erwartenden Verdrängungseffekte, die Adler jetzt anzweifelt, haben auch die EWE-Baskets in ihrem Schreiben an die Fraktionen des Rates und den Oberbürgermeister aufgezeigt. 


Dann nimmt Adler besonders übel, dass Prof. Schwark erhebliche Zweifel hat an der “Strahlkraft” des geplanten Stadions:

"Das neue Stadion habe angeblich auch „keine Strahlkraft“ (S. 7)."

Oberbürgermeister Krogmanns Drittliga-Stadion wird für die jährlichen 20 Heimspiele der VfB Oldenburg Fußball GmbH gebaut, ansonsten ist es eine normale Stadion-Box ohne jede Ausstrahlung. Wir wissen nicht einmal, ob es einen Architektenwettbewerb geben wird, um eine attraktive und nachhaltige Gestaltung sicherzustellen. Das von den Befürwortern aktuell in die Diskussion eingebrachte ikonische Holzstadion wird kostenmäßig bei weit über 150 Millionen Euro liegen, zumal wenn außerdem Photovoltaik und Windkraft auf dem Dach installiert werden sollen. Ein deutlich kleinerer Holzbau in England wurde schon 2016 auf 123 Millionen Euro geschätzt. Gebaut ist er immer noch nicht. 


Auch was die Strahlkraft des Oldenburger Fußballs angeht, sieht es eher bescheiden aus. Im globalen Fußball-Ranking steht Bayern München, der deutsche Verein mit der meisten “Strahlkraft”, auf Platz zwei hinter Manchester City. Die VfB Oldenburg Fußball GmbH kommt nicht einmal unter die Top-2.000-Fußballmannschaften der Welt. Oldenburg hat Stärken, wie den Basketball der Herren und die Handballerinnen, einige herausragende Wissenschaften, wie z.B. die Hörforschung, Biologie des Meeres und Nachhaltige Energie. Wer über die norddeutsche Tiefebene hinausschaut, erkennt, dass Oldenburgs (Berufs-)Fußball in der Tat keine Strahlkraft hat.


Ratsherr Adler kritisiert an Prof. Schwark Äußerung außerdem:

"Dann hat der Autor des genannten Aufsatzes die unbewiesene Behauptung in die Welt gesetzt, dass die von der Stadt zu tragenden jährlichen Kosten „erfahrungsgemäß“ zu Einschränkungen in der Förderung anderer Sportbereiche führe (S. 7). Ob diese Unterstellung zutrifft, haben aber die Fraktionen des Rates in der Hand."

Es ist ganz einfach: Nicht nur die Stadt Oldenburg kann Geld nur einmal ausgeben. Das schlagkräftige Argument von Prof. Schwark als eine Unterstellung zu bezeichnen, ist offensichtlich dem Hirngespinst „Linke Ökonomie” geschuldet, das Abgründe aufzeigt.

 

Der Clip zitiert ©oeins


Nächster Punkt, den Ratsherr Adler an der gutachterlichen Stellungnahme von Prof. Schwark kritisiert:

"Ganz allgemein meint der Verfasser auf S. 5 feststellen zu können, dass es eine „Übersättigung“ beim Fussballkonsum gäbe. Zahlen werden für diese Behauptung nicht genannt."

Ratsherr Adler sollte doch einfach mal offen mit den Wähler*innen in seinem Wahlkreis reden, dann würde er schnell erkennen, wie verärgert viele über das Profi-Fußballgeschäft sind.


Abschließend holt Adler dann noch zu einem Rundumschlag gegen Prof. Schwark aus und - wird auf der Stelle widerlegt: Am 22. Mai war der Abstieg des VfB in die Regionalliga besiegelt.


"Zusammengefasst kommt der Professor aus Bocholt zu dem Ergebnis, dass sich Oldenburg unabhängig von der sportlichen Leistung mit dem Regionalliga-Fussball bescheiden soll. Da hat er Oldenburg und sein Potential im Umland aber gehörig unterschätzt."

Als Ratsherr sollte Adler außerdem wissen, dass allein die Oldenburger Steuerzahler*innen für die Verluste aus Krogmanns Drittliga-Stadion aufkommen müssen. Fans aus dem Umland zahlen nicht dafür, genießen meist aber niedrigere Hebesätze bei Grund- und Gewerbesteuer - so auch der derzeitige Hauptsponsor der VfB Oldenburg Fußball GmbH, der 2018 von Oldenburg (Hebesatz 439) nach Rastede (Hebesatz 360x) umgezogen ist. Wirtschaftlich bewanderten Mitgliedern des Rates sollte das zu denken geben. 


Prof. Jürgen Schwark steht mit seiner Bewertung der Argumentation der Stadionbefürworter im übrigen nicht allein. Auch einer der führenden Sportsoziologen Deutschlands, Prof. Bero Rigauer, hat sich zur gutachterlichen Äußerung von Prof. Jürgen Schwark zu Wort gemeldet. Er stellt unter anderem fest: „Alle seine Analyseschritte und deren Befunde zeigen, dass das geplante Projekt eines professionellen Fußballbetriebs in Oldenburg in ein soziales, politisches und ökonomisches Umfeld integriert ist, dessen Potenzial nicht ausreicht, um ein derartiges Vorhaben zu unterstützen und zu realisieren." Das Ergebnis des Gutachtens sei eindeutig: Der Neubau eines Fußballstadions in Oldenburg ist nicht zu empfehlen.


Architekt Jürgen Koch, der ein Beratungs- und Planungsbüro für Entwicklungsaufgaben im Sport- und Freizeitbereich in Oldenburg leitet, stellt zur gutachterlichen Äußerung von Prof. Schwark fest, in der Tat würde das für die Stadt Oldenburg extrem aufwändige und unverkennbar risikoreiche neue Fußball-Stadion sehr wertvolle "...Perspektiven für die Entfaltung einer vielfältigen..." und nachhaltig bedürfnisorientierten Sport-, Spiel- und Bewegungskultur in Frage stellen. Die hohen Investitions- und Betriebskosten könnten in Oldenburg wirklich sehr viel sinnvoller eingesetzt werden.

Die Bürgerinitiative KeinStadionBau weist die Kritik des Linken-Politikers Hans-Henning Adler an der gutachterlichen Äußerung nachdrücklich zurück. Dr. Jürgen Schwark ist Professor der empirischen Wirtschafts- und Sozialforschung und einer der führenden deutschen Wissenschaftler der Sportentwicklung- und Freizeitforschung.


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