Befürworter*innen des von Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) vorgeschlagenen Fußballstadions werfen uns vor, dass von uns unter anderem „die positiven Folgen für Gastro und Hotellerie bezweifelt werden“. Als positives Beispiel wird Heidenheim an der Brenz genannt, wo sogar Fußballfans aus dem fernen Bremen übernachten würden.
Das einfache Beispiel zeigt, wie schlichte Emotionen auf harte Fakten treffen.
Fakt ist: Die Baden-Württemberger spielen mit dem Geld finanzstarker Sponsoren in der 1. Liga!
Der 1. FC Heidenheim rangiert im Opta Power Ranking auf Platz 125 in der Welt.
Die VfB Oldenburg Fußball GmbH spielt drei deutsche Ligen tiefer und gut 2.000 Weltranglisten-Plätze darunter.
Die VfB Oldenburg Fans mögen von der Reputation und den Besucherzahlen eines Erstligisten träumen – dadurch wird der Vergleich aber noch lange nicht sinnvoll: Das von Oberbürgermeister Krogmann (SPD) angestrebte Stadion wird ausschließlich für die 3. Liga geplant. Selbst für die 2. Liga müsste es deutlich erweitert und unter anderem ein Parkhaus gebaut werden. Für einen Ausbau zur 1. Liga wäre der Platz an der Maastrichter Straße wohl zu knapp. Für diesen "traumhaften" Fall müsste dann wahrscheinlich am Stadtrand noch einmal neu gebaut werden.
Wir als Bürgerinitiative KeinStadionBau stellen keine Vermutungen an. KeinStadionBau belegt und beweist. Wegen der zu erwartenden Effekte für die Oldenburger Hotellerie haben wir eine Einwohnerfrage gestellt. Die Auskunft des Finanzdezernats (27.02.2023) lautet:
„Die Aussage, dass Fußballstadien wichtig für die Hotels in Oldenburg seien, wurde weder in schriftlichen Vorlagen noch im Rahmen von Veranstaltungen getroffen. Vielmehr haben Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen beziehungsweise Untersuchungen der Umwegrentabilität ergeben, dass die wirtschaftlichen Effekte in Bezug auf die Hotellerie in der dritten Liga doch eher gering ausfallen. Aus diesem Grund wurden auch keine entsprechenden Annahmen in der Wirtschaftlichkeitsberechnung einbezogen. Hierüber wurde berichtet. Eine Befragung zur Auslastung der Hotels ist nicht angezeigt.“
Die Auskunft des Finanzdezernats zeigt also eindeutig: Das Fußballstadion wird keineswegs zur Belebung der Oldenburger Hotellerie gebaut. Wenn das Drittliga-Stadion etwas bewirken sollte, müssten ja auch die Verdrängungseffekte der MICE-Events (Meetings, Incentives, Conferences, Exhibitions) in der mit Steuergeldern finanzierten Infrastruktur untersucht werden.
Die 100 angestrebten Treffen und Konferenzen in der „Hospitality“ des Fußball-Stadions sollen fast 200.000 Euro Deckungsbeitrag einspielen, wobei angeblich Konkurrenz zu den Weser-Ems-Hallen vermieden werden soll - wenig glaubwürdig.
Um die Gastronomie machen sich die von der Stadt Oldenburg angeheuerten
Unternehmensberater von CSIGHT keine Sorgen.
Zu Verdrängungseffekten bei privatwirtschaftlich betriebenen Veranstaltungssälen in der Stadt und dem Umland gibt es keine Aussage. Daher sollten sich die DEHOGA-Vertreter*innen die mit Steuermitteln finanzierte Konkurrenz besser mal genau anschauen.
Die Voith-Arena in Heidenheim ist ein ausgebautes, ehemaliges Leichtathletikstadion. Das ist was völlig anderes, als Oberbürgermeister Krogmanns Plan:
„Die Gesamtkosten dieser Erweiterungsmaßnahmen beliefen sich auf ca. 6,5 Mio. Euro, wovon die Stadt Heidenheim 3,6 Mio. beisteuerte. Der Rest wurde durch den Verein und Sponsoren gedeckt.“
„Aufgrund des Aufstiegs in die 2. Bundesliga musste das Stadion laut DFL bis Mai 2015 über 15.000 Zuschauerplätze verfügen. An diese Bedingung knüpfte die DFL die Erteilung der Zweitliga-Lizenz für den 1. FC Heidenheim. Am 29. Juli 2014 stimmte der Heidenheimer Gemeinderat einem Zuschuss zum Stadionausbau in Höhe von 2,5 Mio. Euro zu. Weitere zwei Mio. Euro steuerte der Verein selbst bei.“ (Quelle)
In der Summe hat die Stadt Heidenheim also ein Leichtathletikstadion und 6,1 Millionen Euro gegeben. Das Beispiel wird aber noch interessanter:
„Nach einem Vorschlag der Stadtverwaltung stimmte der Gemeinderat am 19. Juli 2018 dem Verkauf des Stadions für zwei Mio. Euro an den 1. FC Heidenheim zu“ und der Verkauf wurde im April 2019 besiegelt.
Statt zwei Millionen Euro Zuschuss jedes Jahr, wie es Oberbürgermeister Krogmann (SPD) plant, hat Heidenheim das Fußballstadion für zwei Millionen Euro an den Klub verkauft und jetzt überhaupt keine laufenden Kosten mehr!
Den für 2024 geplanten Erstliga-Ausbau stemmt der 1.FC Heidenheim sogar selbst: Das Erstliga-Stadion soll einen Oberrang bekommen und dann 25.000 Zuschauern Platz bieten. Außerdem sollen der Business-Club erweitert und die Verkehrsinfrastruktur rund um das Stadion ausgebaut werden. Außerdem sind ein Blockheizkraftwerk und mehr Fahrradstellplätze geplant.
Die Sponsoren der VfB Oldenburg Fußball GmbH, wie die GSG und Bauunternehmer Hoppmann, finanzieren derzeit eine Kampagne, die dafür wirbt, dass die Oldenburger Steuerzahler*innen das Drittliga-Stadion finanzieren sollen. Das ist ziemlich frech! Sollen die Geldgeber ihr Hobby doch selbst bezahlen!
All die Dinge, mit denen Oberbürgermeister Krogmann hier die Steuerzahler*innen belasten will, zahlen in Heidenheim der 1.FC und Unternehmen wie MHP, Voith, Hartmann und andere Großsponsoren.
Die Mitglieder des Rates der Stadt Oldenburg sollten nach Nordbaden schauen und darauf bestehen, dass die VfB Oldenburg Fußball GmbH und ihre Geldgeber die Finanzierung ihrer Spielstätte sichern.